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Konzeption

KONZEPTION

1. Die Geschichte des TheO‘door

In Sangerhausen gibt es in den 1990er Jahren eine sehr engagierte Jugendarbeit der Kirchengemeinden. Es finden Ferienfreizeiten statt, wöchentlich trifft sich die Gruppe zu Gesprächskreisen und beginnt Mitte der 90er Jahre mit dem Ausbau des ehemaligen Kindergartens als Jugendtreffpunkt. Ein zusätzlicher Anbau wird geplant, gebaut, gestaltet und am 31.Oktober 1997 eröffnet. Der Name „TheO’door“ steht für die Offene Tür (The Open door) und auch für den christlichen Hintergrund (theós: griechisch für Gott).

Weiterführend wurde das Haus für alle Kinder und Jugendlichen der Stadt Sangerhausen und des Umfeldes geöffnet und zugänglich gemacht, dabei werden die Angebote der offenen Tür den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst und entsprechend erweitert.

 

2. Der Träger - Der Kirchenkreis Eisleben–Sömmerda

Das TheO‘door befindet sich in Trägerschaft des Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda. Er übernimmt insbesondere Verantwortung für:

- Anstellung hauptamtlicher Mitarbeiter und die damit verbundene Dienst- und Fachaufsicht

- Durchführung von überregionalen Veranstaltungen

- Vernetzung in die landeskirchlichen Strukturen

- die inhaltliche Unterstützung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

- die Verwaltung der Finanzen und kirchlichen Besitztümer

 

2.2. Vernetzung

Der Informationsaustausch und die Planung von Veranstaltungen finden in regelmäßigen Dienstberatungen der Mitarbeitenden statt.

Wir wollen an unserer Gesellschaft teilhaben und uns einbringen. Teil des lokalen Netzwerkes sein und Angebote mit anderen jugendfördernden und Jugendinteressen vertretenden Einrichtungen teilen, im Austausch sein und eine gute Zusammenarbeit anstreben. Dabei ist ein Informationsaustausch wichtig, um Jugendliche nicht mit einem Überangebot zu überfordern. Vorrangig wird der Kontakt zu den Schulen vor Ort gehalten und eine Zusammenarbeit weiterhin angestrebt.

Regelmäßig gibt es Netzwerktreffen innerhalb der öffentlichen und kirchlichen Strukturen. Hierzu gehören Partner aus dem kommunalen (u.a. Kreis-Kinder- und Jugendring, Jugendhilfeausschuss, AG Jugendförderung, Stadtjugendpflege, Schulsozialarbeit, städtische Jugendzentren, Präventionskreise), sowie aus dem kirchlichen Bereich (u.a. AK Offene Arbeit, bejm – Jugendfestival Volkenroda).

 

3. Die Räumlichkeiten

Zum TheO‘door gehört ein großes Außengelände mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten für die Besucher. Das Angebot reicht von einem Beachvolleyballplatz, über eine Schaukelanlage bis hin zu einem Vorplatz, auf dem Bänke stehen. Ebenfalls auf dem Grundstück befinden sich ein Lehmbackofen mit Bänken und eine Bogenschießanlage.

Das Haus hat drei miteinander verbundene Gebäudeteile: den ehemaligen Kindergarten, das Hauptgebäude und einen Neubau, der im Jahr 2012 fertig gestellt wurde.

Im ehemaligen Kindergarten befinden sich der Sanitärbereich, ein Bandprobenraum, ein Durchgangsraum, der als Billardraum genutzt wird und die „Orangerie“.

Im Hauptgebäude gibt es die Küche, einen Tresen und eine Bühne mit entsprechender Technik. Zudem kleine Sitzgruppen, einen Tischkicker und mehrere zusammenklappbare Tischtennisplatten.

Der Neubau dient vorrangig als Seminarraum und Büroraum mit entsprechender Ausstattung. Hier befindet sich ein behindertengerechtes WC, das barrierefrei vom Saal aus zu erreichen ist.

 

4. Die Nutzung

Die Hauptnutzergruppen im TheO’door:

1. Die Offene Jugendarbeit mit ihren spezifischen Angeboten

2. Hort- und Schulgruppen für Projektarbeit

3. Kreisjugendarbeit

4. Kirchengemeinden

 

Die Jugendlichen der Offenen Arbeit nutzen den Billardraum und den Saal, hier befindet sich auch der Informationsbereich mit ausgelegten Flyern und Infos aus dem Gemeindebereich. Die Hausordnung und das Jugendschutzgesetz sind sichtbar. Das Gebäude und das Außengelände bieten den Jugendlichen mehrere Möglichkeiten (Tischtennis, Darts, Billard, Brett-, Ball-, Kartenspiele und Tischkicker) ihre Freizeit vielfältig zu gestalten. Weiterhin gibt es einen Technikpool (PCs, Konsolen, Kameras etc.) die ggf. mit Einweisung genutzt oder entliehen werden können.

Im sportlichen Bereich bieten wir regelmäßig Bogenschießen, Beachvolleyball und Capoeira (brasilianischer Kampftanz) für Kinder und Jugendliche an.

Die Projektarbeit mit Hort- und Schulgruppen basiert auf regelmäßigen thematischen Angeboten, z.B. zu Medienkompetenzförderung, demokratiebildende Workshops und fairem Handel.

Die Kirchengemeinden St. Ulrici und St. Jacobi nutzen die Räumlichkeiten für größere Veranstaltungen. Eine überregionale ökumenische Veranstaltung ist z.B. die Religiöse Kinderwoche (RKW).

Die Ausstattung des Hauses kann von allen Nutzern verantwortungsvoll verwendet werden.

 

5. Die Offene Jugendarbeit

5.1. Begrifflichkeit „Offene“ Jugendarbeit

Die Offene Jugendarbeit (OA) ist Teil der Kinder- und Jugendhilfe, welche im achten Sozialgesetzbuch (§11 SBG VIII) verankert ist. Als Angebot der Jugendarbeit gehört sie beispielsweise neben der Jugendsozialarbeit und dem Jugendschutz zu den Leistungen der Jugendhilfe.

Die OA ist hauptsächlich „… geprägt durch Freiwilligkeit der Teilnahme, Flexibilität im konkreten Handeln, durch Herrschaftsarmut, Verzicht auf Leistung im Sinne institutionell vorgegebener, durch Kontrollen gesicherter Leistungserwartung und die Orientierung an den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen, die weitgehend mitgestalten und mitbestimmen …“ und dadurch zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und sozialem Engagement (Partizipation) angeregt werden sollen.

(Zitat: Münchmeier, Handbuch Offene Jugendarbeit, 1998)

Die „Offene Jugendarbeit“ soll sicherstellen, dass die dort geleistete Jugendarbeit allen jungen Menschen zugänglich ist, ohne Rücksichtnahme oder Einschränkungen durch deren Herkunft, Mitgliedschaften, Werteorientierungen oder ähnlichem.

Offenheit jedoch nicht nur in der räumlichen Zugänglichkeit und Verfügbarkeit, sondern auch in dem Sinne, dass nicht jedes Angebot für jeden Besucher bereitzuhalten ist.

Der Begriff „Offene Jugendarbeit“ bezieht sich somit auf:

- die Vielfalt der Inhalte (auch mit vielseitigen Anschauungen)

                - die Öffentlichkeit (die Aktivitäten sind für andere transparent)

                - die Interessen der Jugendlichen (offen für die Bedarfe und Interessen der Jugendlichen)

- Offenheit in den Organisations- und Lebensformen (die Teilnahme ist unverbindlich und unmittelbar möglich)

- Offenheit für alle Jugendlichen und ihre individuellen Bedürfnisse, die sich auch aus den Veränderungen der Lebenswelten junger Menschen ergeben.

 

Dieser niederschwellige Zugang zu den Angeboten und ihre spezifischen Arbeitsprinzipien begünstigen den Erwerb von Bildungsinhalten, die für die alltäglichen Handlungs- und Sozialkompetenzen wichtig sind.

Die professionelle Auseinandersetzung mit den Lebenslagen, Lebensstilen und Lebensbedingungen der Jugendlichen ist Arbeitsauftrag dieser Einrichtung der Offenen Arbeit, dazu zählt auch die Betreuung und Begleitung von Sozialstundenleistenden.

 

5.2. Zielgruppe

Zielgruppe sind Jugendliche ab dem 10. bis zum 26. Lebensjahr. Es wird versucht, geschlechtergemischte Gruppen anzusprechen, um dem Gendergedanken auszubauen. Es wird niemand auf Grund seiner Lebensform, sexuellen Orientierung oder Identität benachteiligt.

5.3. Ziele

Die Jugendlichen haben einen Anlaufpunkt für ihre Sorgen und Nöte, dabei werden sie zur Selbsthilfe ermutigt und befähigt.

Dazu vermitteln wir Lösungsansätze und nutzen das lokale sozialpädagogische Netzwerk zur Unterstützung und Beratung. Wir möchten Respekt, Offenheit, Verlässlichkeit und Vertrauen fördern, einen Schutzraum für Schwächere bieten und einen wertschätzenden, gerechten Umgang miteinander pflegen.

Jeder Mensch hat Gaben und Fähigkeiten.

Wir wollen dazu beitragen, dass die Jugendlichen diese entdecken und entfalten können. Wir orientieren uns an den Lebenswelten der Jugendlichen und wollen eine sinnvolle und eigenverantwortliche Freizeitgestaltung bieten. Ebenso gehören auch die Achtung und die Toleranz gegenüber Andersdenkenden dazu.

Wir wollen Partizipation leben und Jugendliche dazu befähigen, ihr Umfeld und Projekte selbst mit zu gestalten.

Jugendliche sollen bei uns Wertschätzung erfahren und die Möglichkeit bekommen, eine Beziehung zu uns und zu Gleichaltrigen aufzubauen. Sie können sich frei entfalten und eine sinnvolle Gestaltung ihrer Freizeit erleben. Sie sollen sich in ihren sprachlichen, musikalischen, sozialen und kulturellen Kompetenzen weiter entwickeln. Dabei wollen wir darauf achten, dass Angebote altersspezifisch auf Wissenstand, Lebenswelt und Qualifikation der Jugendlichen abgestimmt sind.

Jugendbildung

Wir möchten Jugendliche befähigen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch anderen Menschen gegenüber auf angebrachte Art und Weise zu verdeutlichen, zu verteidigen und dabei auch anderen Meinungen gegenüber offen zu sein.

Dabei wollen in den folgenden Themenbereichen tätig sein:

  • Politische Bildung und Vermittlung von allgemeinbildenden Wissen
  • Demokratieförderung
  • Körper- und Persönlichkeitswahrnehmung
  • Grenzerfahrungen und Wertevermittlung
  • Innovative Methoden der politischen Jugendbildung (z.B. LARP)
  • Koordinierung und Orientierung/motorische Fähigkeiten
  • Kompetenzförderung
  • Musisch-Kulturelle Bildung
  • Interreligiöse Bildung
  • Künstlerische Bildung
  • Medienpädagogik und -kompetenz
  • Kompetenz in sozialem Gruppenverhalten (auch Familienbildungsangebote)
  • Diverse Maßnahmen der Kinder- und Jugenderholung
  • Präventionsarbeit (mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien)

 

5.4. Methoden zur Erreichung/Umsetzung der Ziele

  • Das Angebot der offenen Tür und der aktiven und sinnvollen Freizeitgestaltung zeigt sich in der  überwiegenden Zeit als eine Komm-und-Geh-Struktur. Miteinander ins Gespräch zu kommen und das Kennenlernen neuer Leute ist dabei für Jugendliche sinngebend. Wir möchten Herausforderungen und Höhepunkte im Alltagsgeschehen schaffen. So kann z.B. bei Turnieren oder Wettbewerben Ehrgeiz, aber auch der Umgang mit dem Gefühl des Verlierens geübt werden. Events, Freizeiten und Veranstaltungen, die mehrfach im Jahr stattfinden, sollen Jugendlichen die Möglichkeit geben, das TheO’door kennen zu lernen und Spaß mit Freunden zu haben.
  • Die gegenseitige Wertschätzung der Gaben und Fähigkeiten ist die Basis des friedlichen Miteinanders. Das wollen wir vorleben und auch bei den Jugendlichen verstärkt fördern. Dazu gehören Freundlichkeit, ein angemessener und respektvoller Umgangston und das Eingreifen bei Fehlverhalten (siehe Hausordnung). Wir zeigen uns als gute, aktive Zuhörer, nehmen die Lebenssituationen der Jugendlichen ernst und leisten Hilfestellung, besonders bei akuten Fällen der Wohlgefährdung. Die Jugendlichen sollen bei uns ein Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit erfahren.
  • Partizipation ist sowohl kurzfristig, als auch langfristig anzustreben. Fragebögen stellt ein aktuelles Stimmungsbild der Jugendlichen dar. Hier soll erfragt werden, was sie derzeit beschäftigt, ob sie sich wohl fühlen, was ihnen fehlt und wo sie sich mit ehrenamtlich mit einbringen wollen. Ein einfaches Beschwerdesystem soll stets dafür sorgen, dass Unzumutbares oder Störendes erklärt oder abgeschafft und Fehlendes angeschafft werden kann. Facebook kann dabei eine Unterstützung sein, da die meisten jungen Menschen diese Plattform als Informationsmöglichkeit nutzen. Der direkteste Weg zur Teilhabe ist das persönliche Gespräch.
  • Die Bildungsangebote beinhalten weitgehend inhaltsübergreifende Querschnittsthemen. Wir wollen verschiedene Angebote machen und uns an Aktionen, die die Jugendbildung fördern, beteiligen. Dazu gehören in der politischen und kulturellen Bildung die jährliche „Interkulturelle Woche“, regelmäßige Medienbildungstage, die immer wiederkehrenden Termine der Kommunal- und Bundestagswahlen und verschiedene Projekte mit Hort-oder Schulgruppen.

Körperliche, medienpädagogische und künstlerische Weiterbildung unterstützen wir mit Projekten wie Filmerstellung, Bogenschießen, Geo-Caching-Touren, Theatergruppe, Fotographie, Bildbearbeitung und LARP-Projekten  (Live Acting Roleplay).

Musikalische Bildung soll bei uns durch Musikwettbewerbe („TheO’JAM“, „Local Heros“) gefördert werden. Dies wird in Zusammenarbeit mit der Musikschule Sangerhausen erfolgen, dabei geben wir Nachwuchsbands die Möglichkeit sich bei unseren Veranstaltungen zu präsentieren. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, eine eigene Band im Haus zu gründen, technische Ausstattung und Probemöglichkeiten stellen wir zur Verfügung.

Allgemeinbildende Wissensvermittlung geschieht bei uns mit dem Angebot der offenen Tür und der Durchführung von Freizeiten und Jugendthementagen (z.B. zum Thema Genderkultur, Sucht, Freundschaft, Selbstverteidigung, Familienthemen, Selbstfindung, Kochen, Entspannung, Schönheit, Medien, Lesenacht etc.).

  • Durch die Trägerschaft des Kirchenkreises sind christliche Glaubensinhalte Grundlage und Ausgangspunkt unseres Handelns und Menschenbildes.

Wir lassen junge Menschen auch mit Glaubensfragen nicht allein und wollen ihnen Möglichkeit geben, Glauben kennenzulernen, zu leben und weiter zu erzählen. Das geschieht durch Förderung der JG und durch verschiedene Kooperationen innerhalb des Kirchenkreises.

In allen Methoden finden wir die Stärkung der sozialen Kompetenzen.

 

5.5. Voraussetzung

Die folgende Aufstellung zeigt, wie die genannten Ziele erreicht werden können. Dabei gibt es keine Rangfolge oder Gewichtung.

  • Unterstützung und Zusammenarbeit mit Referenten (Gewährleistung eines professionellen Anspruchs)
  • Kooperation mit anderen Trägern (Vermeidung von „Konkurrenzveranstaltungen“ für gleiche Zielgruppe)
  • Finanzielle Sicherheit der Projekte  anstreben (Förderung und materielle Unterstützung).
  • Erreichung der Jugendlichen über verschiedene Wege (Schule, Freizeitaktivitäten wie Sport und Musik, Internet, öffentliche Plätze)
  • Sicherheit der Teilnahme für Projekte und Freizeiten muss gewährleistet sein (Anmeldungen)
  • Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Werbung für Projekte und Aktionen  (Webseite, Imageflyer, Newsletter, Flyer und Plakate bei Aktionen, Soziale Netzwerke)
  • Kalkulation von Zeit- und Personalressourcen
  • Unterstützung vom Träger und den Ortsgemeinden bei der Umsetzung der Konzeption – persönlich, informell, finanziell und auch personell

 

6. Zusammenfassung/Fazit:

Die Hauptziele der Nutzer des TheO‘door lassen sich in folgenden Stichpunkten zusammenfassen:

- Partizipation der verschiedenen Gruppen

- Stärkung der Selbstorganisation und Selbstbestimmung von Jugendlichen in Vorbereitung auf die Anforderungen der Arbeitswelt

- Jugend- und Familienbildung

- Stärkung von sozialen Kompetenzen, Gemeinschaft erleben

- Das TheO‘door als Ort des Angenommen- und des Geborgenseins erleben

- Vorleben von Werten nach christlichem Vorbild

 

Die Unterschiede der verschiedenen Nutzer des Hauses zeigen sich in der Gewichtung der Themen, die für die jeweilige Gruppe vorrangig sind und entsprechend angepasst werden.

Für ein gutes Gelingen der Arbeit im TheO’door ist das gegenseitige Wahrnehmen der verschiedenen Nutzer und deren Interessen von grundlegender Bedeutung. Regelmäßige Absprachen, gemeinsame Veranstaltungen, „Voneinander Wissen“ und die gemeinsame Gestaltung des TheO’doors sind die Basis für ein fruchtbares Miteinander in diesem Haus.

Unter diesen Voraussetzungen kann das christliche Jugend- und Kulturzentrum als fester Bestandteil der Jugendhilfestruktur des Landkreises Mansfeld-Südharz geführt und weiterentwickelt werden.